23.04.2013: Linus Reichlin
Da wir seinen Roman zu den besten Neuerscheinungen dieses Bücherfrühlings zählten, waren wir hocherfreut den Autor zu einer Lesung bei uns gewinnen zu können. Wie gekonnt und mehr als souverän es Linus Reichlin aber verstand, das Publikum mit seiner Geschichte um den etwas abgehalfterten Kriegsreporter Moritz Martens zu fesseln, war außergewöhnlich.
Geschickt erläuterte er zwischen den gelesenen Passagen immer wieder den weiteren Ablauf des Romans, spannend unterlegt mit Hintergrundinformationen zu Entstehungsgeschichte und Recherche des Buches. So wurde für das Publikum seine Figur Martens lebendig, den es, einer guten Story wegen, mit der ihn die geheimnisvolle Miriam ködert, nach Afghanistan verschlägt. Überzeugend schilderte Reichlin die Konfrontation des modernen, westlichen, aber auch verweichlichten Weinliebhabers Martens mit den total archaischen Taliban. Und brachte einem nebenbei auch das Land näher, das man so noch nicht kannte.
Um am Ende eine überraschende Gemeinsamkeit zu finden: den "verlockenden Sog in die Ferne", der Männer von ihrer Heimat, ihrer Familie, den lähmenden Wiederholungen des Alltags, fortzieht - afghanische Kämpfer ebenso wie deutsche Soldaten. Oder Kriegsreporter.
Symphatischer Autor, ein spannender Roman und eine absolut gelungene Lesung! So musste Linus Reichlin danach noch etliche Fragen beantworten. Und einen Autor, der seine Bücher im Stehen signierte, hatten wir auch noch nicht.